Was ist von verschiedenen "Methoden" zu halten, um etwas in epischer Breite, also in Romanform zu schreiben? Da gibt es zum Beispiel den 7-Punkte-Plan von Dan Wells, um sich durch den Roman zu hangeln.

Man muss sich über eins im Klaren sein: diese Hilfestellungen ersetzen nicht Talent und schreiberisches Handwerk. Sie helfen auf dem mühsamen Weg ins Handwerk, oder mehr bildlich gesprochen: sie sind Stützräder an einem Fahrrad, während wir fahren lernen. Sollte sich herausstellen, dass wir wenig Gleichgewichtssinn haben oder generell ängstlich in luftiger Höhe im Fahrradsattel sind, dann werden die Stützräder nur so lange etwas bewirken, wie sie dran sind. Mit dem Fahrrad fahren selbst bleibt schwierig.

Um zu Dan Wells und seiner 7-Punkte-Methode zurückzukommen: man erhält ein grob strukturiertes Gerüst, in das man seinen Stoff einfügen kann. Natürlich ist das hilfreich für das erste Mal, dass man vor der Tastatur sitzt und von 100.000 ungeschriebenen Wörtern tätlich bedroht wird! So etwas ist genau so wertvoll wie eine vorgegebene Grundgliederung, wenn wir zum ersten Mal in einem universitären Ausbildungsgang eine Abschlussarbeit schreiben müssen. "Material und Methoden" - ach, damit muss man anfangen?

Auch wenn in anderen Abschnitten so etwas wie bitterer Sarkasmus zwischen den Zeilen hervorlugt: Ich meine es ernst. Hilfestellungen wie die von Dan Wells können wertvoll sein, wenn wir noch gar nicht wissen, wo es strukturell langgeht. Was aber ganz klar ist: man muss Stützräder von Korsetten unterscheiden können. Dan Wells' 7-Punkte-Methode soll über Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen, sie soll nicht zementieren. Darin unterscheidet sie sich von "Schreibregeln", von denen an anderer Stelle die Rede ist (Welche Schreibregeln muss ich beachten?).

Helfen lassen, aber nicht selber einbetonieren!