Viele Online-Schreibforen unterhalten Sammlungen von aktuellen Schreibwettbewerben; FW macht das nicht.

Schreibwettbewerbe sollten doch eigentlich gut sein, weil man sich mit anderen messen muss. Wenn man nicht in die Anthologie kommt, muss man wohl noch was tun - wenn man es schafft, hat man es doch wohl richtig gemacht. Oder?

Sätze mit "eigentlich" und "wohl" lassen einige Zweifel offen und in diesem Fall sind die auch durchaus angebracht. Es gibt eine Menge wirklich gut gemeinte Ausschreibungen, in denen sich literarisch angehauchte Zirkel an den Nachwuchs irgendwo da draußen wenden. Bei anderen werden Preise von Kommunen und weiteren seriösen Institutionen ausgelobt, es gibt thematische Wettbewerbe, die sich auch an Randgruppen wenden. Das alles ist sicher gut oder wenigstens gut gemeint.

FW arbeitet ausschließlich mit dem Schreiblust-Verlag zusammen, der fair mit Teilnehmern an Ausschreibungen umgeht und nicht die Profitmaximierung im Auge hat. Die aktuelle Ausschreibung findet sich hier:
Ausschreibung: Zu neuen Ufern

Aber daneben gibt es auch die breite Masse an Schreibwettbewerben, die für gar nichts gut sind außer für die Kasse der Kleinverlage, die dahinterstecken. Die thematische Vorgabe ist meistens vage gewählt, du schickst einen Beitrag an die ausschreibende Adresse und mit dir 500 weitere hoffnungsvolle "Autoren" und "Schriftsteller". Es gibt auf der ausschreibenden Seite dann eine Jury, die zunächst alles wegwirft, was einfach nur unerträglich ist. Von den verbliebenen leserlichen Texten werden dann die markiert, deren Produzenten dafür bekannt sind, dem Verlag Exemplare der Anthologie abzukaufen. Die restlichen Plätze der meistens 30 Anthologietexte werden mit Geschichten besetzt, von denen einige vielleicht sogar richtig gut sind.

Anthologien, die in diesen Schreibwettbeweben entstehen, sehen nie eine Buchhandlung von innen. Das Geschäftsmodell basiert auf dem Gedanken, dass Hobby-Autoren meistens so sehr stolz auf ihre Arbeiten sind, dass sie gern ein paar Exemplare der gedruckten Anthologie an Verwandte und Freunde verteilen, gern auch wiederholt, denn meistens reagieren wir alle höflich auf diese Art Geschenke. Alle, ich betone das noch mal: alle Exemplare der durch einen Schreibwettbewerb entstandenen Anthologie werden an die Autoren der Geschichten darin verkauft, an niemanden sonst. Überzählige Exemplare werden vernichtet.

In so einer Anthologie zu stehen bedeutet entweder, dass man einigermaßen leserlich geschrieben hat, um in den Füllstoff zu kommen, oder (im schlimmeren Fall), dass man im Verlag dafür bekannt ist, viel Geld auszugeben, um die eigene Geschichte in gedruckter Form verteilen zu können. Einen Schreibwettbewerb zu "gewinnen" bedeutet dagegen nicht, dass man sich auf dem Weg befindet, lesbare Geschichten zu schreiben. Ganz im Gegenteil fördern diese Ausschreibungen nur die Etablierung von völlig schrägen Textstrukturen. Selbst wenn du eine Vorstellung davon hast, wie eine Geschichte aufgebaut sein muss, damit du sie gerne liest, wirst du bei längerer Teilnahme an diesen Schreibwettbewerben den Eindruck gewinnen, dass eine ganz andere Art zu schreiben Erfolg hat, also "gut" sein muss.

Schreibwettbewerbe dieser Art sind die Pest für einen talentierten Menschen.

Wir plädieren für Schreibwerkstätten oder Schreibforen, oder wie man diese kostenlosen Einrichtungen auch nennen möchte, in denen man im Internet gemeinsam mit anderen an seinen Geschichten arbeiten, also schreiben lernen kann. Sie funktionieren wie Selbsthilfegruppen: Du kommst in die Runde, breitest deinen Text aus und erhältst Resonanz von Menschen, die selber versuchen zu schreiben. Diese Resonanz fällt anders aus als die von Verwandten und Freunden, die vorsichtig zur Seite auf dich schielen, um herauszubekommen, wie wichtig dir diese flaue Geschichte ist.

Schreibende dagegen, Hobby-Autoren, haben ein Gefühl dafür, was dir weiterhelfen kann, damit erst keiner auf die Idee kommt nervös zu schielen.
Melde dich doch einfach bei uns an: https://fictionwriting.de/anmeldung.php